Als ich im dritten Ausbildungsjahr war, mussten wir Pflegeschüler uns entscheiden wo wir arbeiten möchten nach der Ausbildung, ich wollte eigentlich keine Station mehr arbeiten da ich es leid war Menschen zu waschen, aus ihren Fäkalien zu holen und dann auch noch zu pflegen, denn das habe ich Jahre lang als Helfer schon gemacht und ich hatte den Anspruch an mich selbst, mir etwas zu suchen wo ich geistig gefördert zu werden. Denn nichts ist schlimmer als unterfordert im Job zu sein..
Ich legte den Waschlappen nieder und habe mich für die Notaufnahme entschieden, was ich später zwar bereute, aber gewisse Dinge kann man nicht vorab wissen. Ich habe allgemein die Ansicht, wenn man Dinge nicht probiert im Leben, kann man erstens nicht urteilen oder entscheiden, ob dies einem taugt oder nicht.
Die Prüfungen sind im März 2022 gelaufen , ich habe mein Staatsexamen bekommen und alle waren zufrieden und lebten glücklich bis zum Lebensende.... kleiner Scherz wäre schön um wahr zu sein.
Es war nun soweit, mein erster Tag als Staatlich geprüfter Gesundheits- und Krankenpfleger in der Notaufnahme, der Tag beginnt um 6 Uhr, ich betrat die riesige Notaufnahme, es roch nach Kaffee, den meine Neuen Kolleginnen schon gekocht hatten. Ich stellte mich bei meinen Kollegen/in vor, schenkte mir Kaffee ein und wir gingen erstmal vor die Tür.
Ihr müsst Euch die Notaufnahme so vorstellen, das es ein ewig langer Gang ist, und auf der Linken Seite 12 Räume (Behandlungskabinen) für die jeweiligen Fachrichtungen Innere Medizin -Gastroenterologie/Kardiologie, HNO, Urologie, usw. von Tageslicht fehlte jegliche Spur. Auf der anderen Seite der Notaufnahme ist eine Station mit 9 Zimmern für jeweils 18 Patienten, die entweder isoliert werden und/oder Monitor Pflichtig sind. Das Gebimmel höre ich jetzt noch im Schlaf, wenn ich daran zurückdenke.
Am Anfang bin ich mir vorgekommen in der Notaufnahme, als würde man sterben, aber da war noch zu viel Sauerstoff im Raum.. Es fehlt nur noch, dass die künstliche Beleuchtung ausgeht. Wer kennt es nicht, wie in einem Horrorfilm, langer Gang, flackerndes Licht, jeden Moment könnte die Leiche aus der Pathologie rauslaufen....
Der erste Tag im neuen Job ist immer der schlimmste! Man kennt die Abläufe nicht, für jede Untersuchung gibt es einen anderen Zettel, einen Haufen Papierkram, zu viele Informationen, Einweisungen usw. Irgendwie war ich total überfordert.
Dazu kommen noch so einige Blicke von Kolleginnen, die schon alles sagen.
Die Person, die mich eingearbeitet hat, war halb so alt wie ich, lästerte schon vor der Tür über einige Kollegen, da war mir schon klar, wenn du den Raum verlässt, zieht diese Person auch über dich her irgendwann. Da merkte ich schon und sagte zu mir selbst "das kann ja heiter werden"
Die Arbeitsatmosphäre war gedrückt vom ersten Tag an, als ich dort begonnen hatte. Ich glaube, die gehen alle zum Lachen in den Keller! Aber meistens täuscht der erste Eindruck.. So ließ ich mich überraschen....
Gedanke
Wenn ich mich selbst beschreiben müsste, würde ich sagen, dass ich ein herzlicher, loyaler, konsequenter, sehr witziger, kommunikativer Mensch bin, der sein Herz am richtigen Fleck hat.
Ich sage, was ich denke, was nicht immer der Richtige Weg ist. Menschen, die damit nicht umgehen können, haben ein Problem und zwar mit sich selbst! Recht machen kann man es eh niemanden und das will ich auch gar nicht. Auf der Arbeit bin ich, um zu arbeiten nicht mehr und nicht weniger. Ich lege keinen Wert auf Mitarbeiterfeste. Meine wenig kostbare Freizeit, die ich habe, verbringe ich auch nicht mit Kollegen/in. Da bin ich lieber daheim bei meinem Mann und ab und an mit meinen Freunden unterwegs.
Da die Pflege eine reine Frauendomäne ist, ist es nicht immer leicht mit Ihnen. Sie haben immer etwas zu scheißen. Es gab aber auch dort nette Kolleginnen, aber das waren wie immer die wenigsten!
Der Bus kommt!
Es war so gegen 10 Uhr morgens, die Fußläufigen Patienten, die mal wieder keinen Termin beim Orthopäden, wegen Wirbelsäulenschmerzen bekommen haben oder diejenigen, die nicht warten wollten beim Hausarzt sind halt in die Notaufnahme gekommen, meist wegen Kleinigkeiten. Aber diese mussten bei uns länger warten, da wir ein Triage System hatten und die Patienten nach Dringlichkeiten abgearbeitet wurden.
Es war immer das gleiche Schema. Der Patient kam wegen einem kardialen Problem, Kurze Anamnese wurde auf den PC gehämmert. Elektrokardiogramme geschrieben, venösen Zugang gelegt, Blut abgenommen, Trop T, CK, CK-MB usw. An einen mobilen Monitor gemacht, um im Fall des Falles alarmiert zu werden, wenn der Patient Kammerflimmern oder dergleichen hat. Irgendwann hat sich ein Kardiologe diesen Patienten angenommen, gründlich untersucht und behandelt.
Man muss sich vorstellen, dass die Notaufnahme so groß gewesen ist, dass es 2 Seiten gab, wo die Patienten gekommen und angeliefert wurden. durch den Rettungsdienst.
Es war 10:30 Uhr und auf einmal ging es ab. Ein Rettungswagen nach dem anderen. Mann hatte irgendwann keinen Überblick mehr gehabt, was alles an Patientengut da ist. Wir haben am Tag ca. 200 - 250 Patienten versorgt. Das Problem war, das man nach dem Dienst nach Hause gegangen ist und man wusste nicht mehr ob man männlich oder weiblich war. Man ist förmlich ins Bett gefallen ohne zu duschen ohne zu essen, da man einfach nur noch schlafen wollte.
Eingeliefert mit dem Rettungsdienst wurden Omas, die nicht schnell genug zum Frühstück gekommen und gefallen sind, und sich den Oberschenkelhals gebrochen haben: Des Weiteren hatten wir 2 Schockräume gehabt für Polytrauma oder Schlaganfälle oder was sich selbst im Straßenverkehr hin machen wollte.. Es sind auch Polytoxikomane Patienten gekommen, die "Happy Pills" und Alkohol und sonstiges Zeug sich eingepfiffen haben. Geschweige von Obdachlosen, die seit 20 oder 30 Jahren jeden Tag ihren Geburtstag feiern und Sternhagel voll sind, dazu noch beschissen von oben und unten, sowie verlaust. Nun weiß ich auch, woher der Begriff Safari Schlüpfer herkommt! Vorne gelb und hinten braun.. Manche Patienten wissen gar nicht, was sie dem Pflegepersonal antun.
Fortsetzung folgt